stage 1
13:00 - 13:30
German
Talk
Intermediate
Das Blatt und das Netz. Überlegungen zu einer Medientheorie des Papiers

Beschreibung

Die Abgeschlossenheit der Zeitung als Printmedium stand nie grundsätz-
lich unter Legitimationsdruck.

Mochte man ihr auch vorwerfen, sie bringe dieses oder jenes zu spät oder gar nicht, gewichte dies oder jenes zu stark oder zu schwach, so musste sie sich doch nicht dafür rechtfertigen, dass sie überhaupt ein zeitlich wie räumlich fest definiertes, abgeschlossenes Produkt war, das sich wie ein Buch nur durch neuerliche Drucklegung aktualisieren und revidieren ließ.

Die Asymmetrien zwischen den miteinander verzahnten, zu Hybriden heranwachsenden Print- und Online-Formaten der Zeitungen beruhen darauf, dass letzteren eine Fülle von Optionen offenstehen, die den Printformaten unzugänglich bleiben. Diese Optionen werden aber,nicht anders als in der Frühgeschichte der Zeitung, zum Rohstoff der Nachrichten, zum Gegenstand redaktioneller Bewirtschaftung, oder anders gesagt: der Verknappung.

Verlinkungen etwa sind nicht nur stoffliche Anreicherungen der Universalität, sondern auch Ausstiegsoptionen, die mit dem Ziel der Ausweitung der Verweildauer in Konflikt geraten können. Darum ist die Zeitung im Printformat gegenüber der Fülle elektronischer Optionen nicht lediglich ein Mängelwesen. Für die aus ihren Produktionsbedingungen und ihrem Trägermedium resultierende Abgeschlossenheit werden sich in den Online-Formaten Entsprechungen bilden müssen, die sich der Abundanz von Optionen entgegenstellen.

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